Impuls zum Tagesrückblick:
Der Lebenslauf liegt vor dir auf dem Tisch. Du sollst ihn für die neue Stelle überarbeiten. Aber da sind diese Lücken. Die Zeit nach dem Burnout. Die Jahre mit der pflegebedürftigen Mutter. Der Jobwechsel, der nicht geklappt hat. Der Neuanfang mit 45. Du starrst auf das Papier und denkst: Andere haben einen geraden Weg. Bei mir sieht es aus wie Zickzack.
In der S-Bahn hörst du das Gespräch der Frauen vor dir. Die eine erzählt stolz von ihrer Tochter: Abitur mit 18, Studium in Regelzeit, jetzt der Traumjob. Alles läuft nach Plan. Du denkst an deinen Sohn, der nach der Lehre erstmal eine Auszeit brauchte. An deine eigene Tochter, die mit 30 noch nicht weiß, was sie will.
Manchmal fühlt es sich an, als wären alle anderen pünktlich am Bahnhof angekommen, während du noch auf dem Gleis stehst und überlegst, in welche Richtung dein Zug überhaupt fährt.
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“ (Jesaja 43,1 – BasisBibel)
Gott ruft dich bei deinem Namen – nicht bei dem Namen, den du hättest haben können, wenn alles glatt gelaufen wäre. Er ruft dich mit der Geschichte, die du tatsächlich lebst. Mit den Umwegen, die dich gelehrt haben. Mit den Brüchen, die dich stark gemacht haben. Mit den Verzögerungen, die dir Zeit zum Reifen gaben.
Es gibt keinen Masterplan für ein gelungenes Leben, gegen den du dich messen müsstest. Es gibt nur deinen Weg. Der führt manchmal bergauf, manchmal durch Täler. Manchmal gehst du rückwärts, um einen besseren Anlauf zu nehmen. Manchmal stehst du still, weil du Kraft tanken musst.
Die Frau, die mit 50 nochmal studiert. Der Mann, der nach der Scheidung neu anfängt. Das Paar, das jahrelang auf Kinder gewartet hat. Die Familie, die durch Krankheit alles anders machen muss. Sie alle haben keine schiefen Leben. Sie haben echte Leben.
Deine Umwege sind nicht verlorene Zeit. Sie sind die Zeit, in der du gelernt hast, was Bücher dir nie hätten beibringen können. Deine Pausen sind nicht Versagen. Sie sind die Momente, in denen du Atem geholt hast für das, was noch kommt.
Du darfst stolz sein auf deinen ungeraden Weg. Er gehört dir. Er hat dich zu dem Menschen gemacht, der du heute bist. Mit einer Tiefe, die nur entstehen kann, wenn man auch durch schwere Zeiten gegangen ist. Mit einer Stärke, die nur wächst, wenn man schon mal von vorne anfangen musste.
Fragen und Impulse – fürs Nachdenken, für das Tagebuch oder ein Gespräch
Lass den Tag noch einmal an dir vorüberziehen – nicht als Kontrolle oder Bewertung, sondern als achtsame Spurensuche.
- Wenn du dir vorstellst, dass ein guter Freund genau dein Leben mit all seinen Herausforderungen leben müsste – welchen Rat würdest du ihm geben, wie er mit sich umgehen sollte?
- Woran würden die Menschen, die dir nahestehen, merken, dass du angefangen hast, dich selbst so zu lieben, wie Jesus es meint?
Gebet zum Abschluss des Tages:
Gott, du kennst meine Geschichte mit allen Kurven und Umwegen.
Hilf mir zu verstehen, dass mein Weg nicht falsch ist, nur weil er anders ist.
Schenke mir Dankbarkeit für das, was mich geprägt hat,
und Vertrauen für das, was noch kommt.
In deinen liebevollen Augen ist mein Weg gut.
Amen.