Impuls
Es gibt Momente, da steht das Leben still. Zwischen zwei Atemzügen. Zwischen Hoffnung und Angst. Zwischen dem, was war, und dem, was kommt.
In solchen Momenten spüren wir es: das leise Zittern der Ungewissheit. Die Frage, ob wir dem Leben trauen können. Ob wir uns selbst trauen können. Ob es richtig ist, den nächsten Schritt zu tun.
Vertrauen ist ein zartes Wort. Es lebt von Mut und Verwundbarkeit zugleich. Es bedeutet, sich einzulassen auf das Unbekannte. Es bedeutet, die Hände zu öffnen und loszulassen, was wir kontrollieren wollen.
Der Psalm kennt diese Spannung. „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht“ – wie ehrlich diese Worte sind. Wie nahe an unserem Leben. Denn wer von uns ist nicht schon durch solche Schluchten gegangen? Durch Zeiten der Krankheit, der Einsamkeit, der Trauer. Durch Momente, in denen alle Sicherheiten weggebrochen sind.
Und doch: „Ich fürchte kein Unheil.“ Nicht, weil der Psalmbeter das Unheil verharmlost. Nicht, weil er die Gefahr wegwischt. Sondern weil er weiß: Da ist einer, der mitgeht. Da ist einer, der trägt. Da ist einer, der nicht verlässt.
Vertrauen ist nicht das Gegenteil von Angst. Vertrauen ist die Entscheidung, trotz der Angst zu gehen. Es ist die Erfahrung, dass wir nicht allein sind in unserem Gehen. Es ist die Gewissheit, dass es einen gibt, der uns kennt, bevor wir uns selbst kennen.
Manchmal kommt das Vertrauen leise. Wie ein Geschenk, das wir nicht erwartet haben. Wie ein Licht, das langsam dämmert. Wie ein Weg, der sich unter unseren Füßen bildet, während wir ihn gehen.
Manchmal müssen wir das Vertrauen üben. Wie ein Gebet, das wir sprechen, auch wenn wir nicht spüren, dass jemand zuhört. Wie ein Schritt, den wir tun, auch wenn wir nicht sehen, wo er hinführt. Wie eine Hoffnung, die wir festhalten, auch wenn alles dagegen spricht.
Gott lädt uns ein zu diesem Vertrauen. Nicht als naive Weltflucht. Nicht als billiger Trost. Sondern als tiefe Gewissheit: Du bist mehr als deine Angst. Du bist mehr als deine Zweifel. Du bist geliebt, getragen, gehalten – auch wenn du es nicht spürst.
Das Vertrauen beginnt oft klein. Mit einem Atemzug, der tiefer geht. Mit einem Gedanken, der heller wird. Mit einem Schritt, der mutiger ist. Mit der Erfahrung: Ich bin nicht allein.
Und dann wächst es. Langsam, behutsam. Wie ein Samenkorn, das seine Zeit braucht. Wie ein Kind, das laufen lernt. Wie eine Freundschaft, die sich entwickelt. Wie ein Lied, das immer vertrauter wird.
Vertrauen ist ein Weg. Ein Weg, der sich jeden Tag neu öffnet. Ein Weg, der uns tiefer führt in das Geheimnis des Lebens. Ein Weg, der uns näher bringt zu dem, der uns geschaffen hat aus Liebe.
Heute ist ein neuer Tag. Ein Tag, um zu vertrauen. Ein Tag, um zu spüren: Du bist da, Gott. Du gehst mit. Du trägst.
Fragen – fürs Nachdenken, für das Tagebuch oder ein Gespräch
- „Gab es eine Zeit, in der Du rückblickend erkanntest: Ich wurde beschützt und behütet?“
- „Und wenn das Vertrauen in Dir schon einen winzigen Schritt weiter gewachsen wäre: Was würde dann heute anders sein?“
Morgengebet:
Gott, du bist da – auch wenn ich dich nicht sehe.
Du trägst mich – auch wenn ich mich nicht getragen fühle.
Du gehst mit – auch wenn meine Schritte unsicher sind.
Öffne meine Augen für deine Gegenwart.
Öffne mein Herz für dein Vertrauen.
Lass mich heute das Vertrauen wagen,
das mich dir näher bringt.
Amen.
PSALMTEXT
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er bringt mich zu Kräften und führt mich auf rechten Wegen, treu zu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Halt.Psalm 23,1-4 (BasisBibel)
SEGEN
Es segne dich der Gott des Vertrauens
und schenke dir Mut für den nächsten Schritt.
Es segne dich der Gott der Wege
und zeige dir das Licht auch in der Dunkelheit.
Es segne dich der Gott der Liebe
und halte dich geborgen in seiner Hand.
Heute und alle Tage deines Lebens.
Amen. So sei es.