3. September 2025: „Sein mutig“.
SONNTAGSWEITE
UND WOCHENMITTE
Mut bekommen – Wenn der geschützte Raum verlassen werden muss
(Josua 1,7)
Josua steht am Rand des Gelobten Landes.
Aber Mose ist tot.
Der, der wusste, wie es geht, ist nicht mehr da.
Jetzt ist Josua dran.
Es ist seine Aufgabe mit den Menschen, die ihm anvertraut sind,
in das neue, unbekannte zu bringen.
Ohne Mose.
Ohne den gewohnten Schutz.
Vor ihm: das unbekannte Land.
Hinter ihm: die Wüste.
Der geschützte Raum ist vorbei.
Gott spricht zu ihm:
„Ich habe dir doch gesagt, dass du stark und mutig sein sollst!
Fürchte dich nicht und schrecke vor nichts zurück!
Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst!“
Mut – das ist unser Thema heute Abend.
Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben.
Mut bedeutet, trotz Angst weiterzugehen.
Mut bedeutet, Menschen zu haben, die an einen glauben.
Und einen Gott, der mitgeht.
Bischöfin Mariann Edgar Budde erzählte beim Kirchentag von ihrer Angst.
Sie wagte es, im Gottesdienst Präsident Trump persönlich um Barmherzigkeit zu bitten –
Barmherzigkeit mit den Schwachen der Gesellschaft.
Sie hatte Angst.
Angst vor der Konfrontation mit Mächtigen.
Angst vor den Konsequenzen ihrer Worte.
„Ich hatte richtig Angst“, sagte sie.
„Aber ich konnte mutig sein, weil meine Gemeinde an mich glaubte.
Weil Gott mir zuflüsterte: ‘Sprich die Wahrheit.’“
Mut wächst aus Beziehungen:
Zu Menschen, die an uns glauben.
Zu Gott, der mit uns geht.
Zu uns selbst, in Freundlichkeit.
Hier in der Klinik sind Sie in einem geschützten Raum.
Ärztinnen und Ärzte sind da.
Pflegende sorgen für Sie.
Medikamente werden gereicht.
Jemand passt auf.
Aber irgendwann müssen Sie wieder nach Hause.
Zurück ins Leben.
Zurück in die Verantwortung.
Zurück in die Ungewissheit.
Wie Josua müssen Sie den geschützten Raum verlassen.
Die Frage drängt sich auf: Kann ich das?
Ohne diesen Schutz?
Ohne diese Sicherheit?
Gott sagt:
„Ich habe dir doch gesagt, dass du stark und mutig sein sollst!
Fürchte dich nicht und schrecke vor nichts zurück!
Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst!“
Das ist Gottes Antwort auf das „Kann ich das?“
Das ist Gottes Zuspruch.
Nicht nur zu Josua.
Zu Ihnen.
Gottes Segen ist kein Schutzzauber.
Gott verspricht nicht:
„Es wird leicht.“
„Du wirst nicht kämpfen müssen.“
„Alles wird gut.“
Gott sagt:
„Ich glaube an dich.“
(Seltsamer Satz: normalerweise muss ich das doch.)
„Ich bin mit dir.“
„Überall, wo du hingehst.“
Mut ist nicht:
• Stark sein müssen
• Keine Angst haben
• Alles allein schaffen
• Perfekt sein
Mut ist:
• Mit Angst leben lernen
• Um Hilfe bitten können
• Weitergehen trotz Unsicherheit
• Vertrauen: Gott ist mit mir
Wie gut, wenn jemand an mich glaubt.
Diese Erfahrung kennen wir alle.
Sie gibt Kraft, wenn wir sie am meisten brauchen.
Nehmen Sie diese Energie mit.
Die Kraft des Glaubens.
Die Gewissheit, dass Gott mit Ihnen geht.
Überall, wo Sie hingehen.
Amen.
Fragen zur persönlichen Reflexion
für das eigene Nachdenken,
das Tagebuch
oder ein vertrauensvolles Gespräch
- Wann in Ihrem Leben haben Sie schon einmal einen geschützten Raum verlassen müssen und es geschafft? Was hat Ihnen damals Kraft gegeben?
- Was würden Menschen, die Sie lieben, über Ihren Mut sagen? Was sehen sie, was Sie selbst vielleicht übersehen?
Meditativer Nachklang
Du Kraft,
die größer ist als meine Angst,
du Atem, der mich trägt,
wenn meine eigenen Schritte zagen –
Ich stehe am Rand des Neuen.
Das Vertraute löst sich auf,
wie Nebel in der Morgensonne.
Lass mich spüren:
Ich bin nicht allein.
Du gehst mit.
In jedem Schritt.
In jedem Atemzug.
Die Angst darf sein –
sie zeigt mir nur,
dass mir etwas wichtig ist.
Der Mut darf wachsen –
aus der Gewissheit deiner Nähe.
Segne meine zittrigen Hände.
Segne meine suchenden Schritte.
Segne die Stimme in mir,
die flüstert:
„Du schaffst das.
Du bist nicht allein.“
Amen.
Für alle, die Lust haben auf mehr: Gedanken und Bausteine, die übrig blieben beim Vorbereiten
Manchmal bleiben beim Vorbereiten der Andachten oder Predigten ein paar Gedankensplitter übrig. Sie passen irgendwie nicht so richtig hinein, aber sie sind zu schade, sie zu vergessen.
Hier finden Sie etwas davon.

Der dreifache Zuspruch
Gott wiederholt die Ermutigung in Josua 1,6.7.9 – eine typisch biblische Verstärkung für besonders wichtige Botschaften. Die Wiederholung zeigt: Mut braucht Zeit zum Wachsen und muss immer wieder neu zugesprochen werden.

Fürchte dich nicht
„Fürchte dich nicht“ – die häufigste Ermutigung der Bibel:
Diese Formel kommt über 300 Mal (365 Mal?) in der Bibel vor und ist meist mit einer Zusage der Gottespräsenz verbunden.
Sie zeigt: Angst ist menschlich und normal, aber nicht das letzte Wort.