Weben am Teppich der Erinnerung – Seelsorge im Hospiz
Was kann Seelsorge in einem solchen Raum leisten? Sie ist zunächst eine Präsenz. Ein Da-Sein ohne Tagesordnung. Ohne Ziel außer der Begegnung selbst. Seelsorgende im Hospiz verstehen sich als Ansprechpartner für alle. Für die Gäste, ihre Angehörigen und auch für die Mitarbeitenden.
Seelsorgende bieten einen Resonanzraum für alles, was im Menschen anklingen möchte. Fragen nach dem Warum. Erinnerungen. Unausgesprochene Schuld. Hoffnungen und Ängste vor dem, was kommen mag.
Sie halten aus, wenn es keine Antworten gibt. Sie schweigen mit, wenn Worte nicht reichen. Sie hören die leisen Töne zwischen den Worten. Manchmal finden sie gemeinsam Rituale oder Worte, die tragen.
Die Seelsorge im Hospiz ist konfessionell offen. Sie begegnet Menschen aller Glaubensrichtungen. Auch jenen, die keinen religiösen Bezug haben. Sie fragt nicht nach dem „richtigen Glauben“. Sie fragt nach dem, was den einzelnen Menschen trägt und nährt.
Eine besondere Aufgabe der Seelsorge im Hospiz ist die Gestaltung von Gedenkfeiern. Wenn ein Gast verstorben ist, braucht es Räume, um gemeinsam innezuhalten, zu erinnern und auch zu trauern. Diese Feiern sind wie ein gemeinsames Weben am Teppich der Erinnerung – jeder, der den verstorbenen Menschen kannte, bringt einen Faden ein.
In der Gestaltung solcher Gedenkfeiern zeigt sich die Kunst der Seelsorge besonders deutlich. Es geht darum, Worte und Symbole zu finden, die dem Leben des Verstorbenen gerecht werden und zugleich den Hinterbliebenen Trost spenden können. Manchmal sind es Kerzen, die entzündet werden, manchmal Steine, die abgelegt werden, manchmal Musik, die den Raum füllt.
Die Gedenkfeiern knüpfen oft an Elemente aus verschiedenen spirituellen Traditionen an, bleiben dabei aber immer respektvoll gegenüber der Weltanschauung des Verstorbenen und seiner Angehörigen. Sie bieten einen geschützten Raum, in dem die Trauer ihren Platz haben darf, ohne dass sie die Menschen überwältigt.
So können auch Gedenkfeiern mehr sein als ein Rückblick – sie können zu einem Samenkorn werden für das, was im Leben der Trauernden noch wachsen will.