Selbstfürsorge und Nächstenliebe
Du kennst das vielleicht.
Du willst für andere da sein.
Weil es Dir wichtig ist.
Weil Du es einmal versprochen hast.
Und spürst dabei, wie du dich selbst verlierst.
Manchmal fragst du dich: Ist das richtig so?
Darf ich auch an mich denken?
Die Frage stellt sich besonders hier in der Klinik.
Wenn du selbst Hilfe brauchst.
Wenn du merkst: Ich kann nicht mehr geben, was ich geben möchte.
Das alte Missverständnis
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
Wir hören oft nur die erste Hälfte dieses Satzes.
„Liebe deinen Nächsten“
– das klingt selbstlos.
Das klingt nach einem moralischen Gebot Gottes.
Das klingt richtig.
Aber da steht noch etwas: „wie dich selbst“.
Kein Anhängsel, das wegbleiben könnte.
Das ist die Grundlage.
Du kannst nur so viel Liebe geben,
wie du dir selbst gegenüber hast.
Wer sich selbst vergisst, dem geht irgendwann die Kraft aus.
Wer sich selbst nicht liebt, dem geht irgendwann die Liebe aus.
Wenn Helfen zur Last wird
Jesus fragte einmal:
„Denn was ist dem Menschen geholfen,
wenn er die ganze Welt gewinnt –
und verliert sich selbst?“
Lukasevangelium 9,25 (Basis-Bibel)
Eine alte Frage.
Eine sehr moderne Frage.
Du willst helfen.
Du willst da sein.
Du willst alles geben.
Aber was passiert, wenn du dich dabei selbst verlierst?
Deine Seele wird müde.
Dein Herz wird leer.
Deine Kraft schwindet.
Das nennt man heute Burnout.
Jesus nannte es damals:
Selbstverlorenheit.
Warum Grenzen Liebe ermöglichen
Grenzen setzen – das klingt egoistisch.
Ist es aber nicht.
Grenzen sind wie Zäune um einen Garten.
Sie schützen, was darin wächst.
Deine Kraft ist ein Garten.
Deine Liebe ist ein Garten.
Deine Fähigkeit zu helfen ist ein Garten.
Ohne Grenzen wird alles zertrampelt.
Mit Grenzen kann etwas Schönes wachsen.
Kleine Schritte, große Wirkung
Selbstfürsorge beginnt klein.
Mit einem tiefen Atemzug.
Mit einem Moment der Stille.
Mit der Frage: Was brauche ich gerade?
Manchmal ist es Schlaf.
Manchmal ist es ein Gespräch.
Manchmal ist es das „Nein“ zu einer Bitte.
Manchmal ein Mensch, dem man erlaubt, mit darauf zu achten.
Gott hat dich so geschaffen, wie du bist.
Mit Grenzen.
Mit Bedürfnissen.
Mit der Sehnsucht nach Ruhe.
Das zu respektieren ist nicht Schwäche.
Das ist Weisheit.
Fragen, die nur du beantworten kannst
Vielleicht hilft es dir, wenn du dir einen Moment Zeit nimmst für drei Fragen…:
- Stell dir vor, dein zukünftiges Ich in fünf Jahren begegnet dir heute – welchen Rat würde es dir geben, damit du dich selbst mehr wertschätzt und liebst?
- Wenn deine Grenzen eine Stimme hätten und dir danken könnten – wofür würden sie dir am meisten dankbar sein, und was würden sie sich von dir wünschen?
- Wer in deinem Leben hat dir gezeigt, wie gesunde Grenzen aussehen – und was würde diese Person dir heute über deine eigenen Grenzen sagen?
Deine Antworten gehören dir.
Deinem Tagebuch, Deinem Inneren.
Vielleicht noch Deinen vertrauten Gesprächspartnern.
Aber nur Du kannst die Antwort darauf finden.
Der Weg geht weiter
Du musst nicht perfekt sein in der Selbstfürsorge.
Fang einfach an.
Ein kleiner Schritt.
Ein bewusster Moment.
Eine liebevolle Entscheidung für dich selbst.
Gott sieht dich.
Mit deiner Müdigkeit.
Mit deiner Sehnsucht zu helfen.
Mit deinem Bedürfnis nach Ruhe.
Gott selbst lädt dich ein:
Sorge gut für dich.
Das ist kein Egoismus.
Das ist Liebe.