Zum Inhalt springen
mitmenschpfarrer

mitmenschpfarrer

Klinkseelsorge im Evangelischen Dekanat Nassauer Land

  • Willkommen
  • Lebenswege – Meine Texte und Themen
  • Termine
  • Über mich
  • Kontakt
mitmenschpfarrer
mitmenschpfarrer
Klinkseelsorge im Evangelischen Dekanat Nassauer Land
  • Willkommen
  • Lebenswege – Meine Texte und Themen
  • Termine
  • Über mich
  • Kontakt

Spiritualität als Ressource

Spiritualität gehört zum Menschsein. Sie ist Ausdruck der Suche nach Sinn, Verbundenheit und innerem Halt – gerade in Zeiten von Krankheit, Schmerz oder Krise.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont seit Jahren, dass Gesundheit mehr ist als nur das Fehlen von Krankheit. Sie definiert Gesundheit als einen Zustand des körperlichen, seelischen, sozialen und spirituellen Wohlbefindens. Damit ist Spiritualität ein ernstzunehmender Teil ganzheitlicher Gesundheitsversorgung – unabhängig von religiöser Zugehörigkeit.

Spiritual Care nennt man den Ansatz, der diese Dimension achtsam begleitet. In Kliniken und Hospizen ist Spiritual Care ein wachsender Bestandteil professioneller Versorgung. Studien zeigen: Wer spirituelle Ressourcen nutzen kann – etwa durch Gespräche, Rituale, Stille oder Gebet –, erlebt oft mehr innere Stärke, Hoffnung und Lebenssinn. Das kann Heilungsprozesse unterstützen oder helfen, mit Leid und Verlust umzugehen.

Spiritualität kann kein Medikament ersetzen – aber sie kann eine Quelle der Kraft sein.

Spiritualität – Das Atmen der Seele

Spiritualität – das klingt für manche fremd, für andere vertraut.
Was ist damit gemeint?

Das Wort kommt vom lateinischen spiritus:
Atem. Wind. Geist.
Schon dieser Ursprung sagt etwas Wesentliches:
Spiritualität ist wie ein inneres Atmen der Seele.
Etwas, das uns durchweht, bewegt, aufrichtet – ohne dass wir es festhalten können.

Spiritualität meint die Sehnsucht nach Tiefe.
Nach Verbundenheit mit dem Leben.
Mit anderen Menschen. Mit sich selbst.
Oder mit etwas Größerem – einem Du, das trägt, auch wenn wir es nicht benennen können.

Spiritualität beginnt oft da,
wo Worte nicht mehr ausreichen –
und dennoch etwas in uns berührt wird.

Sie ist keine Frage von Religion.
Sie ist eine Erfahrung:
dass es mehr gibt als das, was man sehen oder erklären kann.

Gerade in Krisen – wenn Sicherheiten bröckeln –
wird Spiritualität für viele zu einer stillen Kraftquelle.
Nicht immer laut.
Aber tragfähig.

Sie dürfen Ihren eigenen Weg darin finden.
Es gibt kein Richtig oder Falsch.
Nur Ihre ganz persönliche Spur.

Vielleicht ist Spiritualität genau das:
Ein Weg.
Ein Atemzug.
Ein inneres Aufatmen.

Keltisches Kreuz auf der Insel Eigg/Schottland

Ein Bild: das keltische Sonnenkreuz

Stellen Sie sich Spiritualität wie ein keltisches Sonnenkreuz vor:
Zwei Linien – waagrecht und senkrecht – treffen sich in der Mitte. Um sie legt sich ein Kreis, der alles verbindet. Dieses Bild hilft zu verstehen, was Spiritualität ausmacht.

⸻

Das Horizontale – was ich gestalten kann

Das ist der Bereich, den wir selbst formen. Unsere Rituale. Unsere Worte. Unsere Aufmerksamkeit.

Es kann ein stiller Moment am Morgen sein, ein Tischgebet, ein Segenswort am Bett. Es kann das Lesen eines Textes sein, ein Spaziergang mit offenem Herzen oder das Anzünden einer Kerze in der Kapelle.

Manche finden Halt im täglichen Gebet oder in der Meditation. Andere suchen wöchentliche Rhythmen – etwa einen Gottesdienstbesuch oder den Austausch in einer Gruppe. Wieder andere brauchen Zeiträume im Jahr, um sich zu sammeln: eine Pilgerreise, Tage im Kloster, eine stille Auszeit in der Natur.

Wesentlich ist nicht die Form – sondern dass sie uns gut tut. Dass sie uns hilft, in Verbindung zu bleiben mit dem, was unser Leben trägt.

⸻

Das Vertikale – was mich berührt

Es gibt Erfahrungen, die wir nicht machen, sondern die uns geschehen.
Sie stellen sich nicht her. Sie sind Geschenk. Oder Erschütterung.

Wenn ein Mensch stirbt und wir plötzlich die Kostbarkeit des Lebens spüren.
Wenn bei der Geburt eines Kindes ein heiliger Moment aufscheint.
Wenn mitten im Leid ein Wort wie Balsam wirkt.

Diese Erfahrungen öffnen Türen. Sie gehen unter die Oberfläche. Sie bringen uns in Berührung mit einer Wirklichkeit, die wir nicht kontrollieren können.

In der christlichen Tradition sprechen wir vom Heiligen Geist: einer Kraft, die tröstet, stärkt und überrascht – unplanbar, aber spürbar. Wie ein leiser Wind, der plötzlich durch den Alltag zieht.

⸻

Der Kreis – was mir Deutung gibt

Um die beiden Linien legt sich ein Kreis. Er verbindet das, was wir gestalten, mit dem, was uns geschenkt wird.
Dieser Kreis steht für die Tradition, in der wir leben: für Religion, für Gemeinschaft, für Geschichten, die Orientierung geben.

Spiritualität gibt es in allen Kulturen und Weltanschauungen. Aber sie braucht Sprache. Bilder. Zusammenhänge. Ohne sie bleibt sie stumm.
Für viele Menschen bietet Religion diesen Raum. Sie stellt Worte zur Verfügung, Gebete, Erzählungen. Sie verbindet das Persönliche mit einer größeren Geschichte.
Und doch: Der Kreis ist durchlässig. Spirituelle Erfahrung lässt sich nie ganz erklären. Sie bleibt ein Geheimnis. Aber sie wird verstehbarer, wenn wir sie teilen – mit anderen, mit uns selbst, mit den Zeugnissen derer, die vor uns gelebt haben.

⸻

Spiritualität: eine Einladung

Spiritualität ist kein Extra für religiöse Menschen. Sie ist Ausdruck unserer Sehnsucht nach Sinn, Trost, Kraft und Beziehung. Jede:r kann sie entdecken. Auf ganz eigene Weise.
Und manchmal beginnt sie ganz einfach – mit einem tiefen Atemzug.


Heilsame und toxische Spiritualität

Heilsame Spiritualität – woran man sie erkennt

Heilsame Spiritualität öffnet das Herz. Sie wendet sich dem Leben zu – mit Liebe, Vertrauen und Mut. Sie verbindet uns nicht nur mit uns selbst, sondern auch mit anderen Menschen, mit der Schöpfung und mit dem göttlichen Grund allen Seins.

Paulus beschreibt im Galaterbrief die „Früchte des Geistes“ als Zeichen dafür, wo Gottes Geist wirkt:
„Die Frucht hingegen, die der Geist Gottes wachsen lässt, ist: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ (Gal 5,22–23)

Eine heilsame Spiritualität macht uns weit, nicht eng. Sie lässt uns frei atmen, nicht ersticken. Sie stärkt Vertrauen, wo Angst droht, und schenkt Kraft, wo Mut gebraucht wird. Wie Paulus es an anderer Stelle schreibt:
„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2 Kor 3,17)

Sie nimmt uns nicht aus der Welt heraus, sondern führt uns tiefer hinein. Sie befähigt uns, für das Leben einzustehen – in Mitgefühl, Verantwortung und Hoffnung.

⸻

Wenn Spiritualität toxisch wird

Doch nicht jede Form von Spiritualität ist förderlich. Manchmal wird sie zu einem Gefängnis statt zu einer Quelle der Freiheit.

Toxische Spiritualität zeigt sich, wenn
• geistliche Autorität Macht mißbraucht,
• Glaubensregeln rigide und einengend sind,
• Angst statt Vertrauen wächst,
• Kontrolle statt Freiheit gelebt wird,
• kritisches Nachdenken unterdrückt und blinder Gehorsam verlangt wird.

In solchen Situationen verkümmern die „Früchte des Geistes“.
Wo eigentlich Liebe sein sollte, wächst Abhängigkeit.
Wo Freude sein könnte, herrscht Angst.
Wo Frieden sein sollte, tobt innere Zerrissenheit.

⸻

Eine Entdeckungsreise

Spiritualität ist kein Besitz, keine Leistung, sondern ein Weg. Ein offener Raum, der wächst und sich verändert.

Sie braucht:
• stille Momente, in denen wir das leise Atmen der Seele spüren,
• Rituale, die uns Halt geben – auch im hektischen Alltag,
• Gemeinschaft, die uns trägt – analog oder digital,
• die Offenheit, vom Herzen berührt zu werden – auch durch Schmerz und Abschied,
• die Verkörperung im Alltag – im achtsamen Gehen, Sprechen und Sein.

Fragen Sie sich:
Welche Erfahrungen in meinem Leben haben mich mit etwas Größerem verbunden?
Wann habe ich mich getragen gefühlt?
Was hat mich tief berührt?

Und dann: Wie kann ich bewusst Räume schaffen, in denen solche Begegnungen wieder möglich werden?

Denn am Ende geht es bei Spiritualität um Begegnung. Begegnung mit dem Leben selbst. Mit der Quelle allen Seins. Mit Gott – der uns wie der Wind umweht, den wir nicht greifen können, der aber da ist.

Wenn wir uns öffnen, spüren wir: Da ist mehr. Und es will uns begegnen.


  • Willkommen
  • Lebenswege – Meine Texte und Themen
  • Termine
  • Über mich
  • Kontakt
  • Suche
  • Impressum
  • Datenschutz
  • KI und Transparenz
  • Login
  • Privatsphäre-Einstellungen ändern
  • Historie der Privatsphäre-Einstellungen
  • Einwilligungen widerrufen

mitmenschpfarrer

Klinik- und Hospizseelsorge
im Evangelischen Dekanat Nassauer Land

Gott führt mich zu frischen Wasserquellen
und gibt mir neue Kraft
(Psalm 23,2,-3. Eigene Übersetzung)

Nach oben scrollen WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner