Zusammenfassung

Eine Verbindung durch Raum und Zeit
Seit zweitausend Jahren sprechen Menschen diese Worte.
Paulus wird dieses Gebet gekannt und gesprochen haben, Hildegard von Bingen hat es mehrmals am Tag mit ihren Ordensschwestern gesprochen. Martin Luther ebenso wie Martin Luther King. Dietrich Bonhoeffer wie Theresa von Avila, die spanische Ordensfrau.
Es wurde in Zeiten der Freude und in der Verzweiflung gebetet.
Geflüstert, gestammelt, still gespochen.
Wie ein Mantra meditativ gemurmelt.
In prachtvollen Kathedralen und in dunklen Gefängniszellen.
In Wüstenklöstern und in modernen Krankenhäusern.
Menschen haben in diesen Worten Kraft gefunden. Trost. Hoffnung. Richtung.
Das Vaterunser verbindet Christinnen und Christen weltweit – ganz gleich welcher Konfession. Ob katholisch oder evangelisch, orthodox oder freikirchlich – in diesen Worten finden sie sich wieder. Es überbrückt die Gräben zwischen den Traditionen.

Sie sprechen diese Worte also nicht allein.
Sie sprechen sie mit allen, die sie vor Ihnen gesprochen haben.
Und mit allen, die sie in diesem Moment irgendwo auf der Welt sprechen.

Stellen Sie sich vor: Mitten in Ihrer Nacht, wenn Sie nicht schlafen können, wenn die Sorgen groß sind – da ist jemand auf der anderen Seite der Welt und betet mit Ihnen. Zur gleichen Zeit. Mit denselben Worten. Ein unsichtbares Band umspannt die Erde.
Verbunden mit dem Vater in Südafrika, der sein krankes Kind durch die Nacht trägt.
Verbunden mit der jungen Frau, die sich in Indien auf eine schwierige Entschediung vorbereitet.
Verbunden mit der Frau in Südamerika, die gerade den Gottesdienst besucht und eine Kerze für ihre kranke Freundin anzündet.

Wochenmitte

GEBET

Gott, du Quelle allen Lebens, ich komme zu dir mit offenen Händen. Manchmal weiß ich nicht, wie ich dich nennen soll. Manchmal kenne ich die richtigen Worte nicht. Aber mein Herz weiß: Da ist etwas Größeres als ich.

Du bist da – in den alten Worten, die Millionen gesprochen haben. Du bist da – in den neuen Worten, die aus meinem Herzen kommen. Du bist da – in der Sehnsucht, die mich nicht loslässt.

Lass mich einen Platz finden zwischen Himmel und Herz. Einen Ort, wo ich ganz sein darf. Wo ich mich bergen kann. Wo ich zu Hause bin.

Amen.

PSALM

Psalm der offenen Einladung

Du rufst mich bei meinem Namen, auch wenn ich ihn selbst nicht kenne. Du siehst mich, auch wenn ich mich verstecke.

In den alten Worten finde ich neue Hoffnung. In den vertrauten Bitten entdecke ich ungeahnte Weite.

Du bist größer als meine Vorstellungen von dir. Du bist näher als meine Zweifel an dir.

Zwischen Himmel und Herz machst du mir einen Platz. Hier gehöre ich hin. Hier bin ich zu Hause.

Deine Einladung gilt mir. Deine Liebe trägt mich. Dein Friede umhüllt mich.

Gepriesen seist du, Gott, der du alle Suchenden rufst. Der du alle Dürstenden tränkst. Der du alle Heimatlosen aufnimmst.

SEGEN

Segen der offenen Türen

Gott segne dich und behüte dich.

Gott öffne dir die Türen, die zu deinem Herzen führen. Gott schenke dir den Mut, hindurchzugehen.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Gott zeige dir den Platz zwischen Himmel und Herz, wo du zu Hause bist.

Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Den Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Der dich trägt auf allen deinen Wegen.

So segne dich der dreieinige Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

FRAGEN

1. Wenn Sie an einen Ort denken, wo Sie sich wirklich zugehörig fühlen – wer oder was ist dort anwesend? Welche Eigenschaften hat dieser Ort? Was müsste in Ihrem Leben vorhanden sein, damit Sie sich „zwischen Himmel und Herz“ zu Hause fühlen?

2. Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen „spirituellen Werkzeugkasten“ – welche Worte, Rituale oder Praktiken würden Sie hineinlegen, die Ihnen helfen, mit dem „Geheimnis des Lebens“ in Berührung zu kommen? Was davon nutzen Sie bereits, ohne es vielleicht bewusst zu bemerken?

3. Wenn Ihre tiefste Sehnsucht eine Stimme hätte und zu Ihnen sprechen könnte – was würde sie Ihnen über Ihren Platz in der Welt erzählen? Wie würde sie den Satz „Du gehörst dazu“ für Sie persönlich vervollständigen?